In einer Welt, deren Bewohner über die Grenzen von Politik und Sprache
hinweg immer mehr [immer stärker] miteinander verbunden [verknüpft/vernetzt]
sind, versteht es sich von selbst [ist es selbstverständlich], dass das Übersetzen
eine tägliche Notwendigkeit ist. Da jedoch gute Übersetzer selten sind, sind
falsche ["schiefe"/missglückte] Übersetzungen recht häufig [nicht
selten/an der Tagesordnung]. Das führt gelegentlich zu schweren [ernsten]
Missverständnissen und trägt nicht dazu bei, etwaige [etwa bestehende]
Spannungen zu vermindern [abzubauen/beizulegen]. Sogar zwischen den beiden
Zweigen der Sprache, die wir immer noch für ein und dieselbe halten, nämlich
Englisch und Amerikanisch, können Missverständnisse auftreten [kann es
Missverständnisse geben/kann es zu ... kommen] – wie viel mehr (noch) [erst
recht] zwischen zwei gänzlich verschiedenen Sprachen.
Was ist nun die erste Pflicht des Übersetzers? Er muss die Bedeutung der
Wörter in seiner Vorlage [in seinem Ausgangstext] vollauf [gänzlich]
verstehen: nicht nur ihren allgemeinen Sinn [ihre allgemeine Richtung], sondern
ihre genaue Bedeutung. Gerade die vertrauten Wörter führen manchmal durch
unerwartete Überschneidungen und falsche Ähnlichkeiten in die Irre
Aber das ist nur der erste Schritt [ist erst der Anfang]. Jeder, der [wer auch immer] sich
wirklich [ernsthaft] mit dem Geschäft des Übersetzen befasst hat [sich mit dem
Übersetzen "beschäftigt" hat], weiß, dass die Schwierigkeit [Mühe]
nicht darin besteht, die Entsprechung für dieses oder jenes Wort zu finden; sie
besteht darin, herauszufinden, wie der Satz als Ganzes zu übertragen ist [wie
man den Satz als Ganzes überträgt]. Es ist fast unmöglich, einen Satz zu übersetzen,
ohne zu umschreiben. Es ist eine Umschreibung, wenn man wie geht es Ihnen? mit
how are you? übersetzt, oder er hat Geld wie Heu mit he has
money to burn. Jedes Wort für sich [einzeln] in die andere Sprache zu übertragen,
ist keine erstrebenswerte Leistung; das Ergebnis wäre Unsinn. Worauf diese
warnenden Beispiele hinauslaufen, ist dies [folgendes]: ein Übersetzer darf
nicht davor zurückschrecken, vom Wortlaut [vom wortwörtlichen Inhalt] seiner
Vorlage [seines Ausgangstextes] abzuweichen [abzugehen]. Das ist immer dann von
äußerster Wichtigkeit, wenn in der Vorlage ein rhetorisches Stilmittel [ein
rhetorischer Kunstgriff] vorkommt [auftaucht/...einem begegnet], das [der] möglicherweise
das Gegenteil von dem ausdrückt [beinhaltet/meint], was tatsächlich gesagt
wird. Als Thomas Nugent Montesquieus „Vom Geist der Gesetze“ („De
l'esprit des lois“) übersetzte, entging ihm in einer berühmten Stelle über
die Sklaverei der Schwarzen die Ironie völlig: so völlig, dass er sich
verpflichtet fühlte [dass er sich bemüßigt fühlte], in einer Anmerkung [Fußnote]
sich für den großen Autor zu entschuldigen [dass er glaubte, sich
entschuldigen zu müssen .... ], der (= der Autor), obwohl aufgeklärt [ein Mann
der Aufklärung], immer noch die Sklaverei verteidigte. Die Entschuldigung hätte
an den Autor gerichtet werden sollen [gerichtet gehört], der solchermaßen
[derart] missdeutet [falsch wiedergegeben/missinterpretiert] wurde.
Seit
Jahrhunderten sind unsere Bücherschränke [Bücherborde] voll von Werken in
"berühmten" Übersetzungen, die trotzdem seitenweise Kauderwelsch
enthalten - das Kauderwelsch, das von einer allzu bequemen Worttreue herrührt
[kommt]. Ohne diesen Fehler wären uns möglicherweise
Übersetzungen erspart geblieben, die arg [schlimm] entstellt sind durch
Schülerschnitzer [Anfängerfehler / Fehler von blutigen Anfängern], die man
ungern bedeutenden Gelehrten anlastet. Man hat behauptet [gesagt], dass das Übersetzen
eine Kunst ist [sei]; wenn dem so ist [wenn dies zutrifft/stimmt], dann ist es
eine Kunst, bei deren Erwerb
man alt und müde wird.
LANGUAGE TAKEN LITERALLY (2)
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