Jeder Versuch, Studenten in die reiche und mannigfaltige religiöse Kultur des späten [ausgehenden] Mittelalters in England einzuführen, also in das Zeitalter, in dem Chaucer lebte, und den Kontext abgab [bildete], in dem seine Dichtung entstand [er seine Dichtung schrieb], stößt auf gewaltige Probleme. [Jeder, der versucht ... stößt / wird konfrontiert mit ...] Das erste (Problem) ist die Schwierigkeit [ stellt ... dar], in einem kurzen Abriss [in einer kurzen Abhandlung] die riesige Menge an [von] komplexem [vielschichtigem] Material [das äußerst umfangreiche Korpus des ...], das das Christentum des späten [ausgehenden] Mittelalters ausmacht, zusammenzufassen [zu reduzieren, zu kürzen], ohne (dabei) etwas, das zum Verständnis des Themas [Themenkomplexes, Untersuchungsgegenstandes] unerlässlich und wesentlich ist, wegzulassen oder zu vernachlässigen. Das zweite Problem besteht darin, das Verhältnis [die Beziehung, Relation] zwischen Heiligem und Weltlichem [Sakralem und Säkularem] (richtig) einzuschätzen [zu beurteilen]. Es ist klar, dass das, was die Religion im 14. Jahrhundert charakterisiert, und das, was sie von unserer heutigen Zeit unterscheidet, die Allgegenwart [Omnipräsenz] kirchlicher Riten und Institutionen [Einrichtungen] im Rhythmus des Alltags ist. Religion war nicht eine Aktivität, die dem „Gottesdienst“ an einem Tag der Woche vorbehalten war [für einen Tag ... reserviert war, die man reserviert hatte für]
[...] Etymologisch gesehen
[betrachtet] leitet sich „Religion“ vom lateinischen religio
ab, das „anbinden oder sicher vertäuen“ bedeutet. Im späten [ausgehenden]
Mittelalter tat [unternahm] die Kirche alles in ihrer Macht stehende, um jeden,
der ihrem System angehörte, in eine einzige moralische Gemeinschaft fest
einzubinden oder dort sicher zu vertäuen [zu verankern]. Dementsprechend
begleiteten religiöse Rituale die alltäglichsten Ereignisse: Geburtstage,
Hochzeiten, Jubiläen [Jahrestage], alle nur vorstellbaren [alle möglichen]
Feiern [Feierlichkeiten, Feste], Krankheiten, Begräbnisse. Die Liturgie
(offizielle oder allgemein akzeptierte [gebilligte] Gebets- und
Gottesdienstformen, im Unterschied zu privaten Akten und Andachten) gliederten
das Kalenderjahr [gaben dem Kalenderjahr seine Struktur]. [...] Nahezu jeder Tag
war einem Heiligen geweiht [war der Namenstag eines Heiligen] und die
Geschichten, die man mit dem jeweiligen Heiligen verband, vermittelten den Laien
[dem Laienstand] ein besseres Verständnis für das liturgische Geschehen und
ermöglichte es ihnen [ihm], religiöse Aktivitäten, stärker mit dem Leben in
Gesellschaft und Gemeinde zu verbinden. Darüber hinaus durchdrangen Kirche und
Religion den allgemeinen Wortschatz [die Volkssprache] mit einem Grad an
Referentialität* [beeinflussten Kirche und
Religion den allgemeinen Wortschatz und bildeten so einen (religiösen)
Bezugsrahmen], der, zusammen mit der Predigt [Predigten], (mit) Verstraktaten
und farbenprächtigen Abbildungen auf Kirchenfenstern (manchmal auch die Bibel
[Heilige Schrift] des ((einfachen)) Volkes genannt), die ihr Alltagsleben
umgaben, verschmolz und so ein religiöses Bewusstsein formte [so dass sich ein
religiöses Bewusstsein herausbildete], das im Idealfall zu einer
Verinnerlichung verschiedener [unterschiedlicher] Themen und Muster führte.
Das dritte Problem ist die
moderne Neigung, anzunehmen, dass Angehörige der breiten Masse, besonders wenn
sie über keine Schulbildung verfügten oder der Unterschicht angehörten, naiv,
abergläubisch und bedingungslos gläubig waren. In Wirklichkeit war das 14.
Jahrhundert in England für (die) Laien eine dynamische Zeit, erfüllt [die erfüllt
war] von Kontroversen und hitzigen Debatten, besonders auf religiösem Gebiet.
Diese Ära erlebte den Aufstieg der landessprachlichen Theologie, die das
Antlitz der Religion und die Rolle, die der Laienstand [die Laien] darin
spielte[n], grundlegend veränderte.
*
1) http://dict.leo.org/forum/viewUnsolvedquery.php?idThread=1008254&idForum=2&lp=ende&lang=de
**2) http://www.zfdphdigital.de/aid/zfdph_20080107/inhalt.html
***
3)
http://prof08b.lai.fu-berlin.de/index.php?id=127#ref
Dieser Beitrag stellt mögliche
Erkenntnisinteressen der historischen Emotionsforschung vor, erörtert überdies
die Referentialität literarischer Emotionsdarstellungen. Dabei werden drei
Relationen thematisiert: visuelle Wahrnehmung und deren Versprachlichung in
der Alltagswelt; die Differenz der ‚Zeichensysteme‘ Körper und Sprache
innerhalb von Texten; die Diskursivierung der Beziehung von ‚Innen‘
(Seele, Herz) und ‚Außen‘ (Körper) im Mittelalter überhaupt.
This article proposes
possible epistemological interests in historical research on emotions and then
discusses the referentiality of literary representations of emotions. Three
relations are explored: visual perception and its verbalisation in everyday
life, the difference between the ‘semiotic systems’ body and language
within texts, and the discourse on the relationship of ‘inside’ (soul,
heart) and ‘outside’ (body) in the Middle Ages in general.
Als Referenz bezeichnet
man den „Akt sprachlicher Bezugnahme auf Gegenstände der Wahrnehmung oder
die Objekte der Bezugnahme“ (Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft
2003 Bd. III). Dies können sein: Referenzen eines Textes auf die
nichtsprachliche Welt, Referenzen eines Textes auf andere Texte oder
Referenzen des auszulegenden Textes auf sich selbst. Ersteres ist für die
Beschäftigung mit autobiographischen Texten besonders relevant: Es betrifft
die Frage, inwieweit der Text vorgibt, Aufschluss über eine außerhalb des
Textes liegende Realität zu geben, bzw. inwieweit er so gelesen und als
entsprechend überprüfbar verstanden wird. Nach Philippe Lejeune sind
Autobiographien referentielle Texte, indem sie sich auf eine verifizierbare
Wahrheit außerhalb des Textes beziehen. Neuere Theorien der Autobiographie
teilen diese Ansicht nicht; sie heben den fiktionalen Charakter des
autobiographischen Schreibens im Sinne einer (Re-)Konstruktion erinnerten
Lebens hervor.
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