Man könnte es das Gesetz der Bewertungsumkehrung bei den Nachrufen auf
amerikanische Präsidenten nennen: je größer die Zustimmung für den Präsidenten
während seiner Amtszeit (ist), desto härter [kritischer] (fällt) die
Neueinschätzung seiner Leistung(sbilanz) nach seinem Tod (aus). Ronald Reagan,
der im Amt [als er amtierte etc.] so populär [beliebt] war, dass seine Anhänger
darüber diskutierten [die Frage aufwarfen, in Erwägung zogen, „ins Gespräch
brachten“], ob man den 22. Verfassungszusatz aufheben [außer Kraft setzen]
soll(t)e, der die Regierungszeit eines Präsidenten auf zwei Amtsperioden
[Wahlperioden] beschränkt(e) [begrenzt(e)], wurde im Jahre 2004 ein gedämpfter
und kritischer Abschied zuteil. Der Nachruf (in) der New York Times zitierte
einen Historiker mit den Worten: „Er war zu spät [= er handelte zu spät], er
tat zu wenig und er war zu unentschlossen, (jedes Mal) wenn es um
Menschenrechtsverletzungen [Verstöße gegen die Menschenrechte] im In- und
Ausland ging. Er war nicht bereit [willens], das Land zu führen.“
Gerald Ford, der letzte Woche im Alter von 93 Jahren [93jährig] (ver)starb,
wurde weithin als schwacher Präsident ohne Durchsetzungsvermögen angesehen,
(gewissermaßen) als (ein) (Betriebs)Unfall der Geschichte. Dennoch reagierten
die amerikanischen Medien auf seinen Tod, indem sie ihm eine Nachsicht gewährten,
die sie ihm (gegenüber) nur selten während seiner Präsidentschaft zeigten. Für
die Washington Post [in den Augen der W.P., nach Ansicht der W.P.] gab Gerald
Ford dem amerikanischren Volk [den Menschen] das Vertrauen in das (wahre) Wesen
und den Wert seines [ihres] Regierungssystems zurück. Eine große Zahl von
Kolumnisten [Leitartiklern], Bloggern [Internet-Autoren] und Verfassern von (Leser)Briefen
zögerte nicht [war schnell zur Stelle], Fords abrupten [plötzlich gefassten]
Beschluss [abrupte Entscheidung], seinen Amtsvorgänger, Richard Nixon, wegen
dessen Fehlverhaltens [Vergehens] in der Watergate Affäre zu begnadigen
[amnestieren], neu zu bewerten. In der (Washington) Post stand zu lesen [las
man] [Die W.P. schrieb], dass es nur schwer zu erkennen [kaum vorstellbar] war,
wie eine Anklage(erhebung) und ein Prozess [eine Gerichtsverhandlung] dem Land
genutzt [geholfen] hätte. Das Wall Street Journal hob auch Fords persönlichen
Charakter [Charakterstärke] hervor und schloss mit den Worten [auch: kam
zu dem Schluss] dass „die Geschichte ihm schlechte Karten [ein schlechtes
Blatt] zuteilte [in die Hand gab]; und er erwies sich als guter Spieler.“ [frei:
und er machte das Beste daraus.]
„Schlechte Karten“ ist eine Untertreibung: nur wenige amerikanischen Präsidenten
traten ihr Amt an überschattet [unter solch belastenden Umständen] von
Altlasten (wie die), mit denen sich Ford sofort konfrontiert sah. Er erbte [übernahm]
eine Wirtschaft in der Mitte der 70er Jahre des vorigen [letzten/20.
Jahrhunderts], die in Richtung Rezession schlitterte und unter einer hohen
Inflation(srate) litt, als die Auswirkungen der Ölpreiserhöhungen [der ständig
steigenden Ölpreise] im Nahen Osten begannen äußerst schmerzhaft spürbar zu
werden. Es gab auch die verfassungsrechtlichen und politischen Trümmer [den ...
Trümmer-/Scherbenhaufen, der / „ den .... Flurschaden, der“], die von der
Watergate Affäre und der Regierung Nixon herrührte[n], die es galt, aus dem
Weg räumen. Und die Glut des Vietnamkrieges glimmte noch vor sich hin. Ford
war auch am Ruder [hatte die Verantwortung, „es fiel in Fords Amtzeit“], als
sich der Fall von Saigon mit der schmachvollen Luftrettungsaktion vom Dach der
amerikanischen Botschaft ereignete [als es zu ... kam].
Die politische Verantwortung für ganz gleich welche dieser beiden Katastrophen
hätte auch bei jeder anderen Regierung tiefe Wunden hinterlassen. Kein Wunder
(also), dass Fords Regierungszeit, ganz ähnlich wie die von John Major in Großbritannien,
im nationalen Bewusstsein als glücklos wahrgenommen wurde. Nicht gerade
hilfreich waren in diesem Zusammenhang auch einige von Fords im Fernsehen übertragenen
„Fehltritten“, wie z.B. als er auf dem Wiener Flughafen beim Verlassen des
Flugzeugs auf den nassen Stufen der Gangway ausrutschte oder seine schwache
Leistung, als er während des Präsidentschaftswahlkampfs von 1976 höchst
absonderlich darauf bestand, dass Polen nicht von der Sowjet Union beherrscht
werde. [...]
Aber gleichzeitig gaben sich die Nachrufschreiber der Nation sehr große Mühe,
darauf hinzuweisen, dass das gängige [weitverbreitete] Bild von Ford als
Tollpatsch ganz und gar nicht der Wirklichkeit entsprach [voll danebenlag].
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